Das RAW – Format

Das RAW-Format im Überblick: RAW-Dateien optimal nutzen

Von ColorFoto….. Artikel eingestellt Jürgen Guhlke März 2017

Wer optimale Bildqualität will, braucht das RAW-Dateiformat – und sollte dessen Möglichkeiten, aber auch seine Tücken kennen. In dem ersten Artikel unserer RAW-Serie erläutere ich Dir, wie Du RAW-Dateien perfekt für Dich nutzt. Dieser Artikel stammt aus dem ColorFoto-Magazin 10-2016.

Wer das Optimum aus seinen Bildern herauskitzeln will, fotografiert im RAW-Dateiformat. Das kostet zwar mehr Speicherplatz, aber bei der Korrektur am PC holst Du aus RAWs mehr heraus als aus dem sonst gebräuchlichen JPEG-Format. In diesem Beitrag zeige ich Dir deshalb, wie Du Kontrast, Schärfe und Objektivfehler bei RAW-Dateien gezielt verbesserst.

Gute Aussichten: Mit RAW-Dateien polierst Du Kontrast und Bildschärfe optimal auf. Hier ein Vorher-Nachher-Vergleich im Programm Lightroom.

Das RAW-Format ist aber nicht ohne Risiken und Nebenwirkungen – und darüber informiere ich Dich auch: In diesem Beitrag erfährst Du, wie Du Speicherplatzprobleme in den Griff bekommst und wie auch ältere Bildprogramme die RAW-Dateien aus einer neuen Kamera noch öffnen können.

Weit verbreitet zur RAW-Bildkorrektur sind die Programme von Adobe, vor allem Photoshop CC und Lightroom; dazu kommt Photoshop Elements als abgespeckte Einsteiger-Version. Darum erkläre ich Dir viele Techniken anhand dieser etablierten Programme.

Doch noch weit mehr Programme können RAW-Bilder am PC „entwickeln“, wie es heißt – darunter komplexe Profiprogramme wie DxO OpticsPro oder Capture One. Es gibt aber auch Gratis-Angebote speziell für RAW-Dateien. Diese Programme liefern interessante Alternativen zu den RAW-Platzhirschen des Herstellers Adobe: Die Unterschiede liegen nicht nur im Funktionsumfang, sondern auch in der möglichen Bildqualität und Bildwirkung. Darum stelle ich Dir in jedem Artikel der RAW-Serie ein RAW-Programm ausführlich vor, in diesem Artikel das Gratisangebot RawTherapee.

Speichern im RAW-Format – was bringt es?

An Deiner Kamera stellst Du es ein: Du zeichnest Deine Bilder entweder im RAW-Dateiformat auf, Du erhältst dann je nach Hersteller Dateiendungen wie zum Beispiel .cr2, .nef oder .arf. Die Alternative: Du fotografierst JPEG-Dateien (auch JPEG genannt), die Dateiendung heißt dann .jpg.

Diese beiden Dateitypen unterscheiden sich wesentlich voneinander. Vor allem: Das RAW-Dateiformat erhält die technisch mögliche Bildqualität des Kamerasensors praktisch unverfälscht 1:1. Die RAW-Datei ist noch nicht in die drei Rot-, Grün- und Blauschichten einer üblichen Fotodatei samt endgültigem Weißabgleich, Kontrast-, Schärfe- und Rauschkorrektur zerlegt. Die komplexe Umwandlung der RAW-Datei ins übliche RGB-Format heißt „Demosaicing“ – sie entscheidet über die erreichbare Bildqualität. Die RAW-Umwandlung samt Korrektur wird auch „Entwicklung“ genannt, spezielle RAW-Programme heißen manchmal auch RAW-Konverter.

Die Vorteile in der Praxis

Dunkel zulaufende Schatten oder überbelichtete Bildpartien wie Wolken lassen sich in RAW-Dateien hervorragend korrigieren. Bildzonen, die zunächst hoffnungslos undifferenziert wirken, zeigen nach der Bearbeitung schöne Mitteltöne und jede Menge Details.

Darum empfiehlt sich das RAW-Dateiformat besonders bei schwierigen Lichtverhältnissen – wenn das Bild sehr dunkel oder sehr kontrastreich ist. Auch bei Scharfzeichnung, Rauschreduzierung und der Korrektur von Objektivfehlern liefern RAW-Dateien bestmögliche Ergebnisse: Solche Eingriffe wirken präziser, wenn sie schon vor dem „Demosaicing“ stattfinden.

Formatfrage: Diese RAW-Aufnahme wurde deutlich unterbelichtet, sie lässt sich jedoch am Computer retten.

RAW versus JPEG: Die korrigierte RAW-Datei zeigt ein ausgeglichenes Histogramm; das Histogramm der korrigierten JPEG-Version hat dagegen Risse.

Mit der RAW-Datei bewahrst Du Dein Bild also als „Rohdiamant“, den Du noch fast beliebig schleifen kannst. Dagegen ist die JPEG-Version quasi schon fertig verarbeitet und erlaubt weniger Veränderungen. So bietet das Profiprogramm DxO OpticsPro seine spezielle Prime-Rauschreduzierung für JPEG-Dateien gar nicht an, sondern nur für RAW-Dateien.

Dazu kommt ein weiterer Vorteil: Für jede Grundfarbe sichern RAW-Dateien meist 212 oder 214 unterschiedliche Abstufungen – viele Tausend Zwischenwerte, die äußerst subtile Farb- und Helligkeitsübergänge ermöglichen. Dagegen unterscheiden JPEG-Dateien nur 28 Zwischenwerte, also nur 255 Nuancen pro Grundfarbe. Darum entstehen bei Korrekturen in JPEG-Dateien oft die typisch „zerrissenen“ Histogramme – auch wenn man die Mängel nicht unbedingt im Bild erkennt.

Darauf solltest Du achten

Höchste Qualität gibt es also nur im RAW-Dateiformat. Doch diese Speichertechnik hat auch erhebliche Schattenseiten: Eine RAW-Datei belegt oft 20 bis 50 Megabyte (siehe Tabelle unten). Eine JPEG-Aufnahme mit gleicher Pixelzahl und fast gleicher Qualität benötigt dagegen nur ein Drittel oder noch weniger. Darum passen viel mehr JPEG- als RAW-Dateien auf eine Speicherkarte. Und bei jeder Serienbild-Reihe kannst Du in einem Rutsch viel mehr JPEGs als RAWs aufzeichnen, weil JPEGs den Kameraprozessor schneller durchlaufen.

Zudem lassen sich die kleineren Dateien nicht nur schneller versenden, sie sind auch sehr universell: JPEGs kann man mit vielen Computerprogrammen anzeigen – aber auch mit Handys, Tablets, Fernsehern und DVD-Spielern. Dagegen sind zum Abspielen von RAW-Dateien spezialisierte, kompatible Programme notwendig.

Bei der Bildqualität sind JPEG-Dateien aber klar unterlegen: Ihnen drückt die eingebaute Kamera-Software bereits ihren Stempel auf – mit Kontrastkorrektur, Farbabstimmung, Scharfzeichnen und Rauschunterdrückung. Das wirkt auf Anhieb oft besser als eine „naturbelassene“, also unkorrigierte RAW-Datei. Doch Du kannst JPEGs nicht so kraftvoll nacharbeiten, denn der Korrekturspielraum ist begrenzt. Du kannst Dich nicht zwischen RAW und JPEG entscheiden? Dann speichere jede Aufnahme als RAW und als JPEG. Das geht fast immer.

Menü mit Auswahl: Stelle Deine Kamera so ein, dass sie entweder RAW, JPEG oder beides gleichzeitig aufzeichnet.

Dazu noch ein Tipp für Lightroom-Nutzer: Wenn Du RAW und JPEG gleichzeitig aufnimmst, zeigt das Programm Lightroom pro Motiv nur eine Miniatur an, mit einer Dateiformat-Angabe wie „CR2+JPEG“. Um beide Dateien nebeneinander zu sehen, wähle in „Bearbeiten/Voreinstellungen“. Dort aktivierst Du die Option: „JPEG-Dateien neben RAW-Dateien als separate Fotos behandeln“. Anschließend synchronisierst Du den Ordner neu.

RAW und JPEG im Vergleich

RAW-Format – Vor- und Nachteile im Überblick

Vorteile

Nachteile

allgemein höchst-mögliche Bildqualität hohe Dateigröße
optimale Ausnutzung der Kameratechnik (u.a. Farbtiefe meist 12 oder 14 Bit, meist verlustfrei) Mehraufwand bei der Bearbeitung
Unter- und Überbelichtungen besser korrigierbar als in JPEG kompatible Software erforderlich (problematisch z. B. bei neuer Kamera und altem Programm)
Schärfe und Bildrauschen optimal korrigierbar mehr Zeitbedarf bei Speichern in Kamera und Datenübertragung
Datei-Manipulation meist leicht erkennbar und abschaltbar  

JPEG-Format – Vor- und Nachteile im Überblick

Vorteile

Nachteile

niedrige Dateigröße geringere Bildqualität als RAW (u.a. Farbtiefe nur 8 Bit, fast immer mit Qualitätsverlust, der manchmal sichtbar wird, u.a. bei Hauttönen und sanften Farbübergängen)
Dateigröße in Abhängigkeit von Bildqualität steuerbar Unter- und Überbelichtung, Rauschen und Schärfe nur begrenzt
korrigierbar
sehr universell mit vielen Programmen und Geräten Bildqualität kann bei wiederholtem Speichern abnehmen
anzeigbar auch mit Handys, DVD-Playern, Fernsehern etc.  
schnelles Speichern  

Diese Programme öffnen Deine RAW-Aufnahmen

Die Umwandlung von RAW-Dateien – die sogenannte „Entwicklung“ – ist sehr anspruchsvoll. Darum öffnen manche Bildprogramme wie etwa Gimp (zumindest ohne Plugin) das RAW-Format erst gar nicht. Andere Programme haben sich dagegen ganz auf RAW spezialisiert, zum Beispiel AfterShot Pro, Silypix Developer Studio Pro, RawTherapee, DxO OpticsPro, Capture One oder Lightroom.

Diese Programme bieten typische, sehr ausgefeilte Korrekturen für RAW-Dateien – oft mit fünf oder mehr getrennten Reglern allein für unterschiedliche Helligkeitswerte, außerdem mit vielen weiteren Funktionen für Bildrauschen, Schärfe und Verzerrungen. JPEG-Dateien lassen sich hier grundsätzlich auch anzeigen und bearbeiten. Andere Funktionen fehlen jedoch bei den RAW-Spezialisten, so etwa Fotomontagen, fortgeschrittene Retusche, teils auch örtliche Korrekturen und starke Verfremdung.

Qual der Wahl: Viele Programme bearbeiten RAW-Dateien mit unterschiedlichen Ergebnissen.

Photoshop, Lightroom und ACR

Bei Photoshop und Photoshop Elements wirkt die Bearbeitung von RAW-Dateien wie ein Programm im Programm: Man korrigiert die RAW-Datei zunächst im sehr aufwendigen RAW-Dialog. Dann bearbeitest Du das Bild weiter im Hauptprogramm, zum Beispiel mit Montagen und Effektfiltern.

Photoshop CC verpackt RAW-Dateien auf Wunsch als Smartobjekt. Auf diese Weise kannst Du die RAW-Dateien auch in Fotomontagen einbinden – die RAW-Bildqualität bleibt dabei vollständig erhalten.

Für seine Programme Photoshop CC, Photoshop Elements und Lightroom verwendet der Hersteller Adobe eine Basistechnik namens Adobe Camera RAW (ACR). Auf ACR-Basis bieten Photoshop CC und Lightroom in ihren jeweils aktuellen Versionen identische Funktionen und Ergebnisse, nur die Bedienung unterscheidet sich.

Das Einsteigerprogramm Photoshop Elements wandelt RAW-Dateien zwar mit der gleichen Qualität um wie Photoshop CC und Lightroom; es hat jedoch nicht alle bekannten ACR-Regler zu bieten: Entzerrung, örtliche Korrekturen und die Gradationskurve fehlen komplett.

Typischer Programmaufbau

Gängige RAW-Programme liefern zwar unterschiedliche Korrekturfunktionen und Ergebnisse, ähneln sich aber im Aufbau:

  • In einem Programmbereich zur Bildverwaltung sichtest Du alle Aufnahmen eines Ordners oder Albums. Hier gibt es auch Sternewertung, Farbmarkierung und eventuell Stichwörter. Zur Einzelbildkorrektur wechselst Du per Mausklick in einen anderen Programmbereich. Die Aufnahmen des aktuellen Ordners bleiben wahlweise als „Filmstreifen“ sichtbar.
  • Alle Änderungen wie Kontrast, Schärfe oder Bildausschnitt lassen sich jederzeit verlustfrei zurücksetzen. Das Original bleibt immer komplett erhalten.

Volles Programm: Mit seitlichen Bedienfeldleisten, Filmstreifen und zentraler Bildanzeige
ist DxO OpticsPro ein typisches Programm zur RAW-Bearbeitung.

  • Schalte einzelne Korrekturbereiche blockweise ab. Verzichte zum Beispiel mit einem einzigen Klick komplett auf Scharfzeichnen und Entrauschen, während Kontraständerung und Entzerren wirksam bleiben.
  • Speichere alle Änderungen als komplexe Korrekturvorgabe, die Du jederzeit auf ganze Serien anwendest. Meist liefern die Hersteller Vorgaben mit, die Dein Bild aufwerten – und diese Ergebnisse verfeinerst Du noch beliebig.
  • Man kann Änderungen an einem Foto „kopieren“ und in andere Aufnahmen „einfügen“ beziehungsweise „synchronisieren“.
  • Wie an der Kamera hebst Du ausgefressene Lichter oder abgesoffene Schatten durch Signalfarben hervor.
  • RAW-Dateien aus neuen Kameras kannst Du erst öffnen, wenn der Hersteller Dein Programm per Internet aktualisiert. Mit Profilen für Kamera-Objektiv-Kombinationen beheben einige Hersteller typische Objektivfehler.

Tipp: Bist Du mit Deinen RAW-Ergebnissen nicht ganz zufrieden? Dann „entwickele“ Deine Bilder einmal in einem anderen Programm – es könnte Unterschiede geben.

Neue Kamera, altes Programm? Kein Problem

Du nutzt ein älteres Programm, das keine RAW-Dateien von deutlich neueren Kameras öffnet? Dann wandele Deine RAW-Dateien einfach mit dem kostenlosen Programm Digital Negative Converter (auch DNG-Konverter) ins DNG-Dateiformat um – nun kannst Du die Aufnahmen auch noch mit sehr alten Programmen bearbeiten.

Das DNG-Dateiformat verursacht keinen Qualitätsverlust und kaum Probleme – der Wechsel zu DNG bringt sogar handfeste Vorteile (siehe unten).

So wandelst Du Deine Original-RAW-Dateien in DNG-RAW-Dateien um

1. Kopiere Deine RAW-Dateien zum Umwandeln in einen Ordner; Unterordner sind erlaubt.
2. Öffne den DNG-Konverter, und gib den Ordner mit Deinen RAW-Fotos an. Lasse alle „Voreinstellungen“ getrost unverändert (mehr dazu im unteren Teil).
3. Klicke auf „Konvertieren“. Das Programm erzeugt nun neue DNG-Dateien.
4. Lösche die Originale.

Dateiwandler: Der kostenlose DNG-Konverter rechnet die Original-Dateien der Kamerahersteller ins universelle DNG-Format um.

Tipp: Der Digital Negative Converter benennt die bei der Konvertierung entstandenden DNG-Dateien wahlweise neu, zum Beispiel in „Portrait Angelika_1234“. Als Namensbestandteil bietet das Programm auch das „Datum“ an. Gemeint ist damit der Tag der DNG-Umwandlung – und nicht das Aufnahmedatum.

Deine Vorteile mit dem DNG-Dateiformat

Nahezu für jede neue Kamera erfinden die Hersteller eine neue Variante des RAW-Dateiformats. Darum kannst Du die RAWs neuer Kameras zunächst nur mit dem Programm öffnen, das der Hersteller zur Kamera mitliefert. Du musst dann darauf hoffen, dass andere Programme wie Lightroom oder Photoshop diese RAW-Variante möglichst bald unterstützen. Nutzt Du jedoch ein älteres Programm, öffnet es RAW-Dateien von neuen Kameras meist gar nicht.

Nützlich wirkt hier das DNG-Dateiformat, eine fast problemlose Alternative. DNG stammt von Adobe, dem Hersteller von Photoshop und Lightroom. Auch andere Hersteller können DNG beliebig verwenden. Verwandele Deine RAW-Dateien zum Beispiel mit den Gratisprogrammen DNG-Konverter oder DigiKam ins DNG-Dateiformat, dann lösche die Originale.

Die Vorteile von DNG

  • DNG erhält die Bildqualität der konvertierten RAW-Datei vollständig.
  • DNG ist vermutlich zukunftssicherer als die speziellen Dateiformate der Kamerahersteller.
  • DNG-Dateien speichern IPTC-Stichwörter und Korrekturdaten direkt innerhalb der Bilddatei, das ist praktisch. Die RAW-Dateien der Kamerahersteller benötigen dagegen eine separate Datenbank oder eine separate XMP-Datei zu jedem Foto.
  • DNG-Dateien belegen oft etwas weniger Speicherplatz als gleichwertige Kamerahersteller-Formate (siehe Tabelle weiter unten).

Im Vergleich: Beide Raw-Dateien wurden bearbeitet. Die CR2-Datei belegt mehr Speicherplatz und erfordert eine zusätzliche kleine XMP-Datei (Mitte). Die DNG-Umwandlung benötigt keine XMP-Datei.

Nachteile hat DNG jedoch auch

  • Die Bildbearbeitungsprogramme, die den Kameras beiliegen, können das Format nicht nutzen – Canon DPP oder Nikon CaptureNX sperren sich gegen DNG.
  • In unseren Tests konnten die Profi-Programme Capture One und DxO OpticsPro vereinzelte sehr alte DNGs nicht öffnen, sie erschienen teils nicht einmal als Symbol. Photoshop, Photoshop Elements, Lightroom, ACDSee und RawTherapee öffneten im Test sämtliche DNG-Dateien zuverlässig.
  • Anders als RAW-Dateien werden DNGs bei Gericht und in Fotowettbewerben eventuell nicht akzeptiert.
  • Einzelne kameraspezifische Informationen wie Belichtungsprogramm oder Schärfepunkt fliegen eventuell heraus (sie sind jedoch nicht wirklich wichtig).

Sofern Du DNG-Dateien mit Adobe-Programmen wie Photoshop oder Lightroom erzeugst, kannst Du noch ein paar Einstellungen ändern. In aller Regel ist das aber nicht nötig – lasse alles wie vorgegeben.

Einstellungssache: An den DNG-Optionen brauchst Du in der Regel nichts zu ändern.

Diese DNG-Einstellungen gibt es

  • „RAW-Originaldatei einbetten“: Packt zusätzlich die Original-RAW-Datei ins DNG und verdoppelt damit die Dateigröße – mindestens. In aller Regel überflüssig, wird jedoch für das Profiprogramm Capture One empfohlen
  • „JPEG-Vorschau“: Innerhalb der DNG-Datei sichert das Programm auf Wunsch eine JPEG-Vorschau, damit sich die DNG-Datei je nach Programm leichter anzeigen lässt. Wähle ruhig die Option „Volle Größe“, die in allen Zoomstufen beste Qualität bringt. Sie kostet nur ein paar 100 Kilobyte mehr Speicherplatz als kleinere Varianten. Kompletter Verzicht auf das Vorschaubild verlangsamt oder verhindert das Betrachten in allen Programmen.
  • „Verlustreiche Komprimierung“: Komprimiert mit etwas Qualitätsverlust. Spart gegenüber dem üblichen verlustfreien DNG rund 60 Prozent Speicherplatz (s. Tabelle unten). Wahlweise senkst Du zusätzlich noch die Pixelzahl. Besser als JPEG und sRAW, aber schlechter als verlustfrei komprimiertes RAW einschließlich DNG. Gut zur Archivierung Zweiter-Wahl-Bilder.
  • „Schnell ladende Dateien einbetten“: Soll die Anzeige von RAW-Dateien auf anderen Rechnern oder in geänderten Programmen-Versionen beschleunigen, bringt aber in der Praxis wenig. Steigert die Dateigröße um rund 0,4 bis 1 Megabyte. Verzichtbar.

Aktuelle Bildprogramme im DNG-Check

Es lohnt sich also oft, DNG-Dateien statt der Originalformate der Kamerahersteller zu verwenden. Doch nur wenige Kameras erzeugen unmittelbar DNG-Dateien, darunter einige Modelle von Pentax, Casio, Ricoh und ein paar Smartphones mit dem Betriebssystem Android 5 oder höher.

Canon, Nikon, Sony, Panasonic, Olympus, Fujifilm und Sigma bieten DNG dagegen nicht in ihren Kameramenüs an. Hier erzeugst Du zunächst eine übliche RAW-Aufnahme mit einer Endung wie .cr2 oder .nef. Anschließend wandelst Du diese Dateien am Computer ins DNG-Format um, zum Beispiel mit dem kostenlosen DNG-Konverter. Natürlich erstellen auch andere Programme DNGs. Zunächst wählst Du die gewünschten RAW-Aufnahmen in der Bildübersicht aus. Dann geht es je nach Programm so weiter:

  • Lightroom: Klicke auf „Datei, Exportieren“, in den „Dateieinstellungen“ gibst Du „DNG“ an.
  • Lightroom beim Importieren: Klicke oben im Import-Fenster auf „Als DNG kopieren“.
  • Bridge, die Bildverwaltung von Photoshop: Lade Deine ausgewählten Bilder mit [Strg]+[R] oder mit [Command]+[R] in den RAW-Dialog. Dort wählst Du alle Aufnahmen mit [Strg]+[A] oder [Command]+[A] aus. Klicke unten links auf „Speichern“, im Klappmenü „Format“ gibst Du „Digital-Negativ“ an.
  • Bridge beim Importieren: Wähle in Bridge „Datei, Fotos aus Kamera laden“ und dann die Option „In DNG konvertieren“.
  • Photoshop Elements Organizer: Lade die markierten RAW-Dateien mit [Strg]+[I] oder [Command]+[I] in den RAW-Dialog, und wähle alle Aufnahmen mit [Strg]+[A] oder [Command]+[A] aus. Klicke unten links auf „Bilder speichern“.
  • DxO OpticsPro: „Datei, Export auf Festplatte“.

Neues Format: DxO OpticsPro rechnet vorhandene RAW-Dateien zu DNG um.

  • Capture One: „Datei, Bilder exportieren, Varianten“.

Nach der Umwandlung löschst Du die RAW-Originale. Die folgenden Programme öffnen in unserem Test DNG-Dateien, schreiben das Format aber nicht: PaintShop Pro Ultimate, RawTherapee (gratis), ACDSee Ultimate, SilkyPix Developer Studio Pro.

Tipp: Es bringt keinen Vorteil, JPEG-Dateien ins DNG-Format umzuwandeln.

Kamera

Mega-
pixel

Pixel-Auflösung

MB Original-
RAW

MB DNG
ohne Verlust

MB DNG
mit Verlust

MB JPEG

Canon EOS
5DS R
50,3 8.688×5.792 63,8 58,1 30,5 20,7
Nikon D810 36 7.360×4.912 34,3 30,0 17,5 10,5
Canon EOS 7D Mark IIR 20 5.472×3.648 29,0 24,5 10,5 6,7

Anmerkungen: Die Bilddateigröße variiert stark je nach Bildinhalt. DNG-Umwandlung in Adobe DNG-Konverter mit Standard-Voreinstellungen, DNG mit Verlust bei unveränderter Pixelzahl.
JPEG-Umwandlung in Photoshop mit JPEG-Stufe 10 (sehr hohe Qualität) und Standard-ACR-Scharfzeichnung.


DNG-Dateien im Windows Explorer

In manchen Versionen zeigt der Windows-Dateiexplorer DNG-Dateien zunächst nicht als Fotominiatur an, sondern nur als allgemeines Symbol. Das kannst Du leicht ändern:

1. Gehe auf die Seite für den Adobe DNG Codec 2.0
2. Mit einem Klick auf „Proceed to Download“ lädst Du die Datei herunter.
3. Installiere den sogenannten Codec durch einen Doppelklick auf die übertragene Datei.

Laut Bildschirmmeldung musst Du den Rechner noch neu starten („reboot“). In meinem Test war das überflüssig: Direkt nach der Installation präsentierte der Windows Explorer die DNG-Dateien bereits als Fotos und nicht mehr als Standardsymbole.

Gut im Bild: Mit etwas Nachhilfe erscheinen DNG-Dateien nicht nur als Symbol, sondern auch als Foto im Windows-Dateiexplorer.

Tipp: Je nach Bildprogramm zeigt Windows Explorer Deine RAW-Dateien nur im ursprünglichen Zustand, ohne Deine Kontrastkorrekturen oder Zuschnitte. Um das zu ändern, wähle in Photoshop CC „Bearbeiten, Voreinstellungen, CameraRAW“ und schalte diese Option ein: „Eingebettete JPEG-Vorschauen aktualisieren“. Nun siehst Du Deine DNG-Datei auch im Explorer in der neuesten Fassung. Photoshop Elements bietet die gleiche Option. Dazu öffnest Du eine Datei im RAW-Dialog und drückst [Strg]+[K] oder [Command]+[K].


Programm im Blick: RawTherapee (gratis)

Gratis-Bildprogramme gibt es viele, und einige bearbeiten sogar RAWs, zum Beispiel UFRAW, digiKam, darktable und RawTherapee. Alle laufen auf Linux-, Mac- und Windows-Computern und öffnen RAW-Dateien mit der Technik des Basisprogramms DCRAW. Besonders leistungsfähig wirkt RawTherapee, das Du auf der englischen Seite rawtherapee.com/downloads erhältst. Nimm die neueste Version mit dem Hinweis „fast“, nicht mit „debug“! Nach der Installation zeigt das Programm auf deutschsprachigen Rechnern deutsche Bezeichnungen.

Gut zu wissen: RawTherapee verwendet die DCRAW-Basis nur zum Öffnen, liefert dann jedoch eigene Korrekturfunktionen mit guten Ergebnissen.

Komplexe Bildbearbeitung

Klicke in RawTherapee links oben auf die senkrechte Schaltfläche „Editor“, um Einzelbilder zu bearbeiten. Das Programm zeigt nun aufwendige, teils verwirrende Regler für Kontrast, Farben, Scharfzeichnen und Entrauschen. Nicht benötigte Reglerblöcke etwa für die Schwarzweiß-Umwandlung klappst Du einfach weg. Alarmfarben weisen bei Bedarf auf rein weiße oder komplett schwarze Bildpartien hin. RawTherapee korrigiert auch Objektivverzerrungen und stürzende Linien.
Die grundlegende Umwandlung von RAW zu üblichem RGB (Demosaicing) lässt sich vielseitig steuern, verlangt aber eigene Tests. Den Weißabgleich setzt Du wie üblich mit einer Pipette: Klicke eine Bildstelle an, die neutralgrau erscheinen soll.

Wie alle RAW-Programme arbeitet auch RawTherapee verlustfrei. Schalte Änderungen also jederzeit ab – komplett oder auf einzelne Funktionen beschränkt. Im „Historie“-Feld widerrufst Du die letzten Eingriffe Schritt für Schritt. Bestimmte Bildzustände speichert RawTherapee auch als „Schnappschuss“ – derzeit allerdings nur, solange Du nicht zu einem anderen Bild wechselst. Später soll sich RawTherapee Änderungen und Zwischenstände dauerhaft merken, so wie Lightroom auch. Fotokorrekturen lassen sich als „Bearbeitungsprofil“ speichern und auf andere Dateien übertragen.

Ein paar Dinge fehlen, so etwa alle örtlichen Korrekturen für Bildstörungen, rotgeblitzte Augen und über- oder unterbelichtete Zonen. Es gibt auch keine Montagetechnik.

Gratisangebot: Das kostenlose Programm RawTherapee ermöglicht komplexe Kontrastkorrekturen, erfordert jedoch Einarbeitung.

Sternewertung und Farbmarkierung

Die Oberfläche erinnert ein wenig an die Kaufprogramme DxO OpticsPro und Capture One, vor allem aber an AfterShot Pro und teils an Lightroom. Auch RawTherapee verarbeitet unkompliziert große Bildmengen. Klicke links oben auf den senkrechten Balken „Dateiverwaltung“. Nun stufst Du Deine Aufnahmen mit Sternewertung und Farbcodes ein, außerdem meldet RawTherapee hier die zuletzt verwendeten Ordner und Dateien. Später kannst Du Dir die Bilder anzeigen lassen, die die definierten Kriterien erfüllen. Per „Metadatenfilter“ blendest Du nur Fotos ausgewählter Kameras oder mit bestimmten Exif-Belichtungswerten an, zum Beispiel nur Aufnahmen mit einer negativen Belichtungskorrektur.

Stichwörter und Geodaten bearbeitet RawTherapee jedoch nicht, auch eine Diaschau fehlt. Das Programm schreibt zwar kein DNG (s. oben), erzeugt jedoch die ebenfalls sehr hochwertigen 16-Bit-Tiff-Dateien.

Tipp: Im Bereich „Dateiverwaltung“ vergrößerst oder verkleinerst Du die Miniaturen mit der Plus- oder Minustaste. Dieselben Tasten funktionieren auch im Bereich „Editor“ – zoome einfach im Einzelbild.

Das RAW-Format im Überblick: Kontrastkorrektur

Von ColorFoto

Wer optimale Bildqualität erhalten will, sollte im RAW-Format fotografieren. Denn die RAW-Dateien lassen sich bei der Nachbearbeitung am Computer ideal korrigieren, wie in Teil eins unserer RAW-Serie gezeigt wurde.

Im zweiten Teil erläutere ich Dir nun, wie Du den Kontrast und die Farben Deiner Bilder perfektionierst. Zudem stelle ich Dir ein weiteres Programm vor, mit dem Du Deine RAW-Dateien nachträglich bearbeiten kannst. Dieser Artikel stammt aus dem ColorFoto-Magazin 11-2016.

Weissabgleich per Menü

Zuerst bearbeitest Du den Weißabgleich, also die Farbstimmung. RAW-Programme zeigen Dein Foto zunächst mit dem Weißabgleich, den die Kamera vorgesehen hat. Diese Darstellung heißt bei Lightroom und Photoshop „Wie Aufnahme“. Wenn Du im Weißabgleich-Menü zu „Automatisch“ wechselst, erhält das Foto den automatischen Weißabgleich der Bildbearbeitung – eine interessante Alternative.

Die Weißabgleich-Befehle „Bewölkt“, „Tageslicht“ und „Schatten“ machen Dein Bild meist wärmer. Kühler erscheint es mit „Leuchtstoffröhrenlicht“ oder „Blitz“. Verfeinere das Ergebnis mit den Reglern „Farbtemperatur“ und „Farbton“!

(1) – Wie Aufnahme

(2) – Automatisch

(3) – Tageslicht

(4) – Kunstlicht

(5) – Blitz

Stimmungsmacher: Das Weißabgleich-Menü ändert die Farbstimmung, und die Bildwirkung lässt sich anschließend weiter anpassen.

Schneller Weiss-Klick mit der Pipette

Klicke mit dem Werkzeug „Klick-Weiß“ oder „Pipette“ auf eine Stelle im Bild, die neutralgrau erscheinen soll – schon ändert sich die Farbstimmung im gesamten Bild.

Beispiel: Du wählst einen warmen Grauton mit Rotanteilen; anschließend erscheint der gewählte Bereich neutral, das Gesamtbild wirkt kühler. Gefällt Dir das erste Ergebnis nicht, klickst Du einfach erneut. Vor allem bei Abend- und Kunstlichtszenen ist der Weißabgleich Geschmackssache. Setze den Weißabgleich probeweise auch zurück auf „Wie Aufnahme“ oder „Automatisch“.

Schnelles Werkzeug: Der Navigator von Lightroom zeigt, wie ein Klick an der aktuellen Stelle das Bild verändern wird – hier wird es deutlich kühler.

Spezialitäten in Lightroom:

Das Werkzeug „Weißabgleichauswahl“ in Lightroom bietet diese Besonderheiten:

  • Schon während Du die Pipette für den Weißabgleich über dem Bild bewegst, liefert das „Navigator“-Bedienfeld oben links eine Vorschau auf den Weißabgleich, der bei einem Klick an der aktuellen Stelle entsteht.
  • ­Über dem Foto zeigt Lightroom die vergrößerten Pixel unter dem Mauszeiger. Um diese Einblendung zu unterbinden, schalte „Lupe anzeigen“ unter dem Bild ab.

Tipp: Bei schwierigem Licht fotografiere einmalig eine Graukarte mit. Klicke am Computer ein Graufeld mit dem Weißabgleich-Werkzeug an, dann kopierst Du die Korrektur auf weitere Aufnahmen.

Grauwert: Fotografiere neben dem Motiv eine Grautafel mit, um einen neutralen Weißabgleich zu erhalten.

Tonwerte nach Mass

Im RAW-Dialog regelst Du zunächst die mittlere Helligkeit. Dann sorgst Du dafür, dass dunkle Passagen nicht absaufen und helle Stellen nicht ausfressen.

Fünf Regler für alle Fälle:

Verbessere das Bild zunächst mit einem Klick auf „Automatisch“. Dabei bewegen sich die fünf Helligkeitsregler bereits. Nun ziehst Du zur Verfeinerung an den Reglern.
Und so geht es in Lightroom und in den RAW-Dialogen von Photoshop und Photoshop Elements:

  • Die „Belichtung“ ändert nur mittlere Helligkeiten. Sie beeinflusst das Gesamtbild deutlich, ändert die wichtigen extremen Tonwerte aber wenig.
  • Der „Lichter“-Regler steuert helle, aber nicht extrem helle Bildpunkte. Erscheinen die Wolken im Bild zu hell, senke den „Lichter“-Wert.
  • „Weiß“ steuert allerhellste Bildstellen. Hast Du die „Lichter“ gesenkt, erscheint die Aufnahme vielleicht ein wenig matt. Hebe „Weiß“ dann leicht an, um Brillanz zurückzuholen.

Ähnlich wie die hellen Tonwerte bearbeitest Du auch dunkle Bildpartien:

  • Hebe die „Tiefen“, um dunkle Bildzonen aufzuhellen. Vielleicht siehst Du nun jedoch mehr Bildrauschen oder Farbstiche.
  • Allerdunkelste Tonwerte steuert der „Schwarz“-Regler. Nach Anheben der „Tiefen“ könnte Dein Foto flau aussehen. Dann kannst Du den „Schwarz“-Wert senken, um ein paar sehr dunkle Stellen zu erhalten.

Gute Aussicht: Hebe die „Tiefen“ an, und senke die „Lichter“ – so erhält diese RAW-Datei deutlich mehr Detailzeichnung.

Tipp: Auch die Scharfzeichung und „Klarheit“-Regler heben den Kontrast. Kontrolliere also nach dem Scharfzeichnen die Helligkeitswerte erneut.

Fehlbelichtung schnell erkennen

Rein weiße und komplett schwarze Bildpartien zeigen keine Detailzeichnung und wirken zu plakativ, man redet von „Beschneidung“. Suche völlig über oder unterbelichtete Bildstellen per Signalfarbe, indem Du in den Lightroom oder RAW-Dialogen der Photoshop-Programme auf die Dreiecke links und rechts über dem Histogramm klickst. So nutzt Du die Beschneidungswarnung:

  • Rote Signalfarbe meldet Dir zu hell ausgefressene Bereiche. Reduziere „Lichter“ oder „Weiß“, bis das Rot fast verschwindet.
  • ­Mit blauer Farbe signalisieren die Programme einförmig schwarze Bildzonen – verbessere die Bildwirkung, indem Du die „Tiefen“- und „Schwarz“-Werte erhöhst.

Grafische Darstellung

Klicke in Adobe-Programmen bei gedrückter Alt-Taste auf den „Weiß“-Regler. So erscheint das Bild schwarz, nur weiß ausgefressene Bereiche zeigen die Programme farbig oder weiß. Siehst Du hier Blau, herrscht ein Differenzierungsverlust nur im Blau-Kanal. Ebenso signalisieren Grün und Rot „Beschneidung“ in einem einzelnen Farbkanal. Das ist nicht so schlimm.
In größeren weißen Bereichen ist Deine Aufnahme jedoch komplett ausgefressen – senke den „Weiß“-Wert.

Klicke auch den „Schwarz“-Regler bei gedrückter Alt-Taste an. Nun erscheint das Gesamtbild weiß – schwarz abgesoffene Bereiche zeigt die Software dagegen farbig oder schwarz. Ziehe den „Schwarz“-Regler nach rechts.

Tipp: Blende die Signalfarben auch per Tastaturbefehl ein: Drücke in Lightroom einfach das „J“. In allen Photoshop-Varianten nimmst Du „U“ und „O“.

Alarmfarben: Mit Rot und Blau melden Lightroom und Photoshop reines Weiß und Schwarz im Bild. Per Alt-Klick auf den „Weiß“-Regler zeigen die Programme ein schwarzes Bild, nur überbelichtete Zonen erscheinen farbig oder weiß.

Bessere Farben

Um die Farbsättigung zu heben, arbeite in Lightroom und in den Photoshop-Ausgaben mit dem Regler „Dynamik“. Er frischt die Farben auf, verhindert aber übertriebene Quietschtöne vor allem in Gesichtspartien.

Manchmal möchte man nur einzelne Farbwerte ändern, etwa die Sättigung in Hauttönen zurückfahren oder im Himmel verstärken. So geht es in Lightroom:

1. Klicke oben im Bedienfeld „HSL / Farbe / SW“ auf „HSL“ und dann darunter auf „Sättigung“.
2. Wähle links oben im Bedienfeld das runde Werkzeug „Sättigung durch Ziehen im Foto anpassen“.
3. Klicke in blauen Himmel, und ziehe nach oben – so steigt die Sättigung in Blautönen.
4. Möchtest Du auch den Himmel leicht umfärben? Klicke im Bedienfeld auf „Farbton“ und ziehe über blauem Himmel etwas nach oben. Damit verschiebst Du das Himmelsblau von Cyan auf reines Blau, es wirkt frischer.

Photoshop-Vollversionen wie Photoshop CC oder CS5 bieten im RAW-Dialog die gleiche Korrekturmöglichkeit mit anderer Bedienung:

1. Klicke oben im Dialog länger auf das Werkzeug „Selektive Anpassung“ und dann auf „Sättigung“.
2. Der Dialog schaltet jetzt ins Register „HSL/Graustufen“. Ziehe über blauem Himmel nach oben, um diesen Farbbereich stärker zu sättigen.
3. Möchtest Du den Blauton noch umfärben? Klicke oben wieder auf „Selektive Anpassung“ und dann auf „Farbton“. Nun klickst Du in blauen Himmel und ziehst nach oben.

Manchmal will man aber nicht die gesamte Bildfläche ändern, sondern nur einzelne Motivpartien. Wie solche örtlichen Korrekturen gelingen, erkläre Ich Dir im nächsten Beitrag dieser Artikelserie. Dieser erscheint am 03.01.2017.

Tipp: Verzichte auf den verbreiteten „Sättigung“-Regler – er erzeugt zu grelle Farben.

Blau machen: Das Werkzeug „Selektive Anpassung“ im Photoshop-RAW-Dialog frischt gezielt das Himmelsblau auf, andere Farben ändern sich nicht.


Programm im Blick: Capture One 9

Lightroom und Photoshop vom Hersteller Adobe sind die Platzhirsche bei der RAW-Bearbeitung. Beide verwenden intern dieselbe Technik namens „Adobe Camera RAW“ (ACR). Doch es gibt reizvolle Alternativen: Kaufprogramme und Gratisangebote, die RAW-Dateien auf andere Art umwandeln und so neue Ergebnisse ermöglichen. In jedem Artikel dieser Reihe stelle ich Dir deshalb ein weiteres RAW-Programm vor, diesmal das professionelle Capture One 9 für Mac und Windows.

Die auch C1 genannte Software kostet rund 280 Euro. Die eingeschränkte, kostenlose Version Capture Capture One Express 9 (for Sony) eignet sich für RAW-Dateien aus Sony-Kameras und bietet viele nützliche globale Korrekturen, entfernt aber keine Verzerrungen. Der Ausbau auf den kompletten Funktionsumfang nur für Sony-Dateien kostet 50 Euro.

Starke Leistung: Capture One produziert exzellente Bildergebnisse.

Präzise Änderungen

Das mächtige Capture One bietet mehr Regler und Werkzeuge als die Hauptkonkurrenten Lightroom, Photoshop und DxO Optics Pro. So gibt es nach Art der Weißabgleich-Pipette noch eine eigene Hautton-Pipette für den Hautton-Abgleich von insgesamt neun Teints.

Die Gradationskurve bietet neben dem üblichen RGB-Zugriff eine spezielle „Luma“-Variante mit Schutz der Farbstimmung; die „Klarheit“-Funktion erlaubt weit mehr Feinsteuerung beim Mittelton-Kontrast als das Pendant der Adobe-Programme. Die aktuellen Einstellungen für alle Regler oder für ein einzelnes Werkzeug speichert das Programm als Vorgabe, die man bequem auf andere Bilder anwendet. Außerdem kannst Du Änderungen „kopieren“ und in andere Bilder einer Serie „einfügen“ – Du erhältst sehr hochwertige Ergebnisse.

Alle Änderungen sind verlustfrei, Fotomontage und starke Verfremdungen gibt es jedoch nicht. C1 zeigt kein „Protokoll“ bisheriger Änderungen, einzelne Kategorien wie „Belichtung“ oder „Rausch reduzierung“ lassen sich nicht unkompliziert ab- und wieder anschalten.

Vielseitig korrigiert Capture One einzelne Bildzonen: Du übermalst den gewünschten Bereich zunächst mit einem Pinselwerkzeug, das auf Wunsch Motivkonturen folgt. Alternativ wählst Du bestimmte Farben im Bild aus. Für den markierten Bereich bietet Capture One 9 Korrekturen wie Gradationskurve, Belichtung und vollständige Rauschreduzierung – besser als Lightroom oder Photoshop.

Bildverwaltung

Bei der Bildverwaltung erreicht Capture One nicht den Leistungsumfang von Lightroom oder Bridge. Das Programm stuft Bilder immerhin bequem mit Sternewertung, Farben oder hierarchischen Schlüsselwörtern ein.


 

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